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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2022

Wenn die Beine schlapp machen

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Pflanzliche Heilkraft für Krampfadern, Ödeme und zur Thrombose-Prophylaxe

Krampfadern sind nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern bergen auch pathologischen Zündstoff. Schlimmstenfalls kann es zum Unterschenkelgeschwür oder zu einer Thrombose kommen. Die Chronisch-venöse Insuffizienz betrifft unglaubliche 93,6% der Frauen, immerhin auch 86,4% der Männer zwischen 18 und 79 Jahren. Das Pflanzenreich hat für diese Volkskrankheit drei unscheinbare, aber ganz besondere Heilpflanzen im Arsenal, die sowohl die ursächliche wie auch die symptomatische Therapie unterstützen können.

Das venöse System

Unsere Venen leiten das verbrauchte, sauerstoffarme und abfallreiche Blut zurück zum Herzen. Täglich wird über sie die enorme Menge von rund 7000 Litern Blut von den Füßen in Richtung Herz gepumpt.

Das venöse System besteht aus einem Geflecht von Gefäßen, wobei in der Tiefe dieses Systems etwa 90% der venösen Gesamtblutmenge zurücktransportiert wird. Die tiefen Venen sind in der Wadenmuskulatur eingebettet und werden durch die Muskelpumpe beim Gehen ausgedrückt, was einen Sog in Richtung der oberflächlichen Venen erzeugt, die daraufhin „leergesaugt“ werden. Die oberflächlichen Hautvenen liegen außerhalb der stützenden Muskulatur im Unterhautfettgewebe und versorgen die oberen Hautschickten. Die Verbindungsvenen verknüpfen die oberflächlichen mit den tiefen Venen.

Vom tiefen Venensystem fließt das venöse Blut über die untere Hohlvene zum rechten Herzen zurück. Die Venenklappen befördern das Blut von Abschnitt zu Abschnitt. Wenn sie nicht mehr richtig funktionieren, kommt es zu Durchblutungsstörungen.

Folgen venöser Stauungen

Wenn eine geschwächte Venenfunktion und ein gestörter Rückfluss des Blutes zum Herzen vorliegen, sind als Erstsymptom meistens schwere, müde Beine zu bemerken. Infolge von Flüssigkeitsansammlungen können die Beine anschwellen und jucken. Es kann zu unruhigen Beinen (restless legs) oder zu Fuß- und Wadenkrämpfen kommen.

Wenn ein Fluss gebremst wird, resultieren Stauungen. Ähnlich ist es bei den Venen. Die Venenklappen schließen dann nicht mehr richtig und das Blut „versackt“ in den Beinen. Mit der Zeit überdehnen die Venenwände, sie leiern aus, erschlaffen und werden porös. Je langsamer das Blut durch die Venen fließt, desto schneller kann es verklumpen; so können sich Blutgerinnsel bilden, die Thrombosegefahr steigt.

Risikofaktoren

Frauen, die die Antibabypille nehmen, sind besonders gefährdet, v.a. wenn sie zusätzlich rauchen.

In der Schwangerschaft bekommen 75% der Frauen Besenreiser und Krampfadern, weil die Gesamtblutmenge wächst, der Druck der wachsenden Gebärmutter auf die Beckenvenen zunimmt und das Gewebe durch die Hormone Östrogen und Gestagen lockerer wird.

Lange Reisen (Flugzeug, Zug, Bus, Auto) sind mit Vorsicht zu genießen. Gefährliche Durchblutungsstörungen werden nicht zufällig als „Touristenklasse-Syndrom“ bezeichnet. Während der Reise ist die Beinfreiheit eingeschränkt, die in den Kniekehlen verlaufenden Venen werden abgeknickt. Wer gefährdet ist, trägt während der Reise am besten Stütz- oder Kompressionsstrümpfe, die einen gesunden Druck auf die Venen ausüben.

Auch der aufrechte Gang des Menschen begünstigt Krampfadern. Es gibt im gesamten Tierreich kein den menschlichen Krampfadern vergleichbares Krankheitsbild. Die Schwerkraft wirkt dem venösen Blutkreislauf aus den Beinen zum Herzen entgegen.

In diesem Sinn führen zu langes Sitzen wie auch stundenlanges Stehen zu Venenproblemen. Längere Bettruhe fördert eine Verlangsamung des Blutflusses und stellt daher eine Gefahr für die Venen dar.

Oberflächliches Atmen wirkt sich belastend auf das venöse Gefäßnetz aus.

Enge Kleidung und hohe Absätze tun den Venen nicht gut.

Neigt jemand zu Verstopfung, ist der Darm überfüllt – dies kann die großen Venen im Unterleib abdrücken. Daher sollte man auf eine ausreichende Ballaststoffzufuhr achten.

Einteilung venöser Erkrankungen

Unter akuten Venenerkrankungen fasst man die Phlebitis und die tiefe Beinvenenthrombose zusammen. Bei der Phlebitis handelt es sich um eine Entzündung der oberen Venen. Eine tiefe Beinvenenthrombose ist unbehandelt lebensgefährlich, weil ein Thrombus die Vene verschließt und zur Lungenembolie führen kann.

Chronische Venenerkrankungen sind dadurch charakterisiert, dass der venöse Blutfluss aus verschiedenen Gründen eingeschränkt ist. Die Mikrozirkulation ist vermindert, sodass sich das venöse Blut in den Venen staut, was zu Schwere- und Spannungsgefühlen in den Beinen sowie zu Wasseransammlungen und Veränderungen der Haut führen kann. Durch die mangelnde Durchblutung können sich in der Haut Pigmente ablagern, wodurch diese schuppig und dünn wird. Das Unterhautfettgewebe kann sich in starres Bindegewebe umwandeln, was die Mikrozirkulation weiter erschwert. Wenn das Gewebe immer schlechter durchblutet ist, kann Gewebe absterben (Gangränbildung oder Nekrose). Als Endstufe dieser Entwicklung droht ein „offenes Bein“ oder ein Unterschenkelgeschwür, das zu mehr als 80% durch eine chronische Venenerkrankung entsteht.

Eine sehr unangenehme Form der Venenerkrankung, über die oft geschwiegen wird, obwohl sie eine der häufigsten symptomatischen Erkrankungen der westlichen Welt darstellt, sind Hämorrhoidalleiden. Die als „äußere Hämorrhoide“ bezeichnete Perianalthrombose wird durch ein Blutgerinnsel in den oberflächlichen Analvenen verursacht.

Die gefährliche Folge einer venösen Durchblutungsstörung stellt eine Beinvenenthrombose dar. Aus geronnenem Blut bildet sich ein Blutpropf, der die Vene ganz oder teilweise verschließen kann. Im schlimmsten Fall reißt sich der Thrombus von der Venenwand los und wird mit dem Blutstrom ins Herz geschwemmt und danach mit dem Venenblut in die große Lungenarterie gepumpt. Thrombosen hinterlassen Narben in den Venenwänden, Venenklappen können sich verziehen und nicht mehr richtig schließen. Das Blut staut sich und Gewebewasser tritt aus, es kommt zum „Postthrombotischen Syndrom“, an dem allein in Deutschland etwa zwei Millionen Menschen leiden.

Schulmedizinischer Zugang

In der Schulmedizin werden kleinere Venen, v.a. kosmetisch störende Krampfadern, an Seitenästen oder Verbindungsvenen meist ambulant verödet. Dabei wird ein Mittel in die Vene gespritzt, das eine begrenzte lokale Entzündung auslöst. Behandelt man Besenreiser so, kehren sie häufig an anderer Stelle zurück. Die Rezidivrate nach einer Verödung beträgt mehr als 50% innerhalb von fünf Jahren. Die Häkchenmethode, bei der durch kleine Schnitte Krampfadern von Seitenästen entfernt werden, eignet sich nur für kleinere Gefäße. Die Lasertherapie erfordert besondere Erfahrung, damit es nicht zu narbigen Defekten kommt. Das chirurgische Stripping oder die Babcock-OP wird unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt. Die Krampfader wird dabei mit einer Sonde aus dem Bein herausgezogen. Sind Stammvenen oder dicke Seitenastvenen betroffen, wird chirurgisch behandelt. Natürlich dürfen nur dann Venen operativ entfernt werden, wenn die tieferliegenden einwandfrei funktionieren.

Tipps bei Chronisch-venöser Insuffizienz

Patienten mit Venenerkrankungen sollten keine schweren Lasten tragen, Übergewicht bekämpfen und das Rauchen vermeiden.
Obstipation sollte durch ausreichend Trinken, Ballaststoffe und Bewegung vorgebeugt werden, um den venösen Rückfluss im Becken nicht zu erschweren. Alkohol wirkt sich negativ aus, weil er die Blutgefäße erweitert und dazu führt, dass beim Stehen noch mehr Blut in den Venen „versackt“. Für Venenkranke gilt die S-L-Faustregel: S wie Stehen und Sitzen ist schlecht. L wie Laufen und Liegen ist lobenswert.

Ist längeres Stehen unvermeidlich, z.B. in einer Warteschlange, helfen „Gehen auf der Stelle“ und zwischenzeitliches Anspannen der Beinmuskulatur. Warme Voll- und Fußbäder sowie Sauna sind zu meiden, weil die Gefäße durch Wärme erschlaffen. Wechselduschen stellen ein effektives Gefäßtraining dar. Schließlich stärkt das Schwingen auf einem guten Zimmertrampolin die Gefäße und Venenklappen.

Heilpflanzen für das venöse System

Es gibt drei besondere Pflanzen, die ich Ihnen als „Venenheilpflanzen“ vorstellen möchte:

Der Echte Steinklee (Melilotus officinalis L.) wurde schon von Hippokrates bei vereiterten Geschwüren verwendet. Im Mittelalter setzte man Steinkleekraut v.a. als schmerzstillendes, beruhigendes, erweichendes, harn- und schweißtreibendes Mittel ein. Als Inhaltsstoffe bietet der Echte Steinklee Cumarine (u.a. Melitosid) und phenolische Säuren (u.a. Cumarsäure, Kaffeesäure, Salicylsäure), aber auch Flavonoide und Triterpensaponine.

Das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria L.) wurde früher zum Aromatisieren von Met verwendet. Noch heute wird die Heilpflanze aufgrund ihrer schmerzlindernden, gerinnungshemmenden und adstringierenden Wirkung eingesetzt, vorwiegend die Blüten. Besonders zur Blütezeit duftet die Pflanze intensiv, was auf den Inhaltsstoff Salicylmethylester zurückzuführen ist. Die Blüten enthalten Salicylaldehyd und Flavonolglykoside wie Rutin und Quercetin sowie Ellagitannine. Nicht zuletzt wurde ein pflanzliches Heparin in den Mädesüßblüten nachgewiesen.

Den Stechenden Mäusedorn (Ruscus aculeatus L.) setzte man früher aufgrund seiner harntreibenden Wirkung bei Blasensteinen und Gelbsucht ein. An Inhaltsstoffen sind v.a. die Saponine und Flavonoide (u.a. Ruscogenin, Neoruscogenin bzw. Rutin, Vitexin) sowie Cumarinderivate wie Aesculin, ätherische Öle wie Monoterpene und Sterole zu nennen.

Wirkung der drei Pflanzen

Das Cumarin im Steinklee erhöht die Aktivität der Makrophagen und lockt weitere an, die die großen Eiweiße von Ödemen zersetzen. Die Eiweiß-Fragmente werden dann durch die Kapillaren abtransportiert. Pflanzliche Cumarine sind keine Vitamin-K-Antagonisten und haben daher auch keine gerinnungshemmenden Eigenschaften. In der Literatur wird aufgrund der irrtümlichen Gleichsetzung mit synthetischen Cumarinen immer noch davon abgeraten, solche Phytopharmaka während der Schwangerschaft einzunehmen. Natürliches Cumarin aus Pflanzen beeinträchtigt (im Gegensatz zu synthetischen Cumarin-Derivaten) nicht die Wirkung von synthetischen Blutgerinnungshemmern wie Macumar®.

Ruscogenin im Mäusedorn fördert die Vasokonstriktion, indem es Nervenzellen zur Ausschüttung von Noradrenalin stimuliert, das eine Kontraktion der glatten Gefäßmuskeln bewirkt und so Venentonus und Blutfluss verbessert. Dieser Inhaltsstoff wirkt abdichtend auf das Venenendothel, indem es die krankhaft erhöhte Aktivität des Enzyms Elastase hemmt.

Die Salicylsäure im Mädesüß hemmt die Bildung von Entzündungsmediatoren, z.B. Prostaglandin E2. Wenn die Entzündungsprozesse ausgebremst werden, lassen die Schmerzen nach, weil Prostaglandin E2 keinen Schmerzreiz auslösen kann. Durch die entzündungshemmenden Salicylate kann Mädesüß die Integrität der Venen erhalten. Mädesüßblüten reduzieren Ödeme, indem sie die Ausscheidung von Wasser über die Nieren fördern. Sie enthalten pflanzliches Heparin, das Thromben auflöst, indem es hemmend auf die Gerinnungskaskade einwirkt. Aktivierte Gerinnungsfaktoren wie Thrombin und Faktor Xa werden gebunden.

Synergie der Wirkstoffe

Alle drei Pflanzen stehen in der öffentlichen Wahrnehmung noch etwas im Schatten der Rosskastanie. Zu Unrecht in meinen Augen, da bei vielen Menschen Präparate mit Rosskastanie nicht anschlagen. Hier stehen mit Mädesüß, Mäusedorn und Steinklee echte Alternativen zur Verfügung. Es gibt sogar ein Präparat, das diese Pflanzen kombiniert: Veneop 093®, Fa. Dr. Pandalis. Es wirkt prophylaktisch wie auch therapeutisch, auch ursächlich, nicht allein symptomatisch. Die Inhaltsstoffe von Echtem Steinklee, Echtem Mädesüß und Stechendem Mäusedorn unterstützen den Organismus, damit es gar nicht erst zu einer Chronisch-venösen Insuffizienz kommt. Der Schutz vor Ödemen kommt auch Schwangeren zugute. Daneben wirkt das pflanzliche Präparat gerinnungshemmend, venenabdichtend und schmerzlindernd. Steht eine lange Reise an, kann es als Venenschutz schon eine Weile vorher und natürlich während der Reise selbst genommen werden.

Fazit

Krampfadern und Besenreiser sind nicht nur ein optisches oder ästhetisches Problem. Männer sind nur minimal weniger betroffen als Frauen, die allerdings dreimal so häufig eine Behandlung in Anspruch nehmen. Venenleiden sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, schlimmstenfalls kann sich ein offenes Bein oder eine Lungenembolie entwickeln. Zum Glück ist gegen jedes Leid ein Kraut gewachsen – in diesem Fall sogar gleich drei, die synergetisch und dabei nicht symptomatisch, sondern ursächlich wirken: Echter Steinklee, Echtes Mädesüß und Stechender Mäusedorn. Sie helfen nicht nur als nebenwirkungsfreie Therapie, sondern auch als Prophylaxe.

CD-Tipp
Barbara Simonsohn
Die große Reiki-Chakren-Meditation
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Barbara Simonsohn
Gesundheits-Autorin, Expertin für Ernährung und Yoga, Reiki-Ausbilderin

info@barbara-simonsohn.de

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