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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2020

Die Magie der Aloe vera

Cover

Die Königin der Heilpflanzen in der Tierheilkunde

Aloe vera aus der Familie der Grasbaumgewächse birgt weit über 200 wissenschaftlich nachgewiesene Inhaltsstoffe, die eine Verbesserung der Stoffwechselsituation im Körper bewirken und über die Aktivierung der Selbstheilungskräfte auf zahlreichen Ebenen eine gesundheitsfördernde Wirkung entfalten. Da Hunde, Katzen und Pferde im Wesentlichen die gleichen organischen Grundfunktionen wie der Mensch besitzen, können sie genau wie wir von der Heilkraft der Aloe vera profitieren.

Was zeichnet Aloe Vera aus?

Die Pflanze benötigt mindestens 320 Tage Sonne im Jahr, ernährt sich zu 98% von Luft und verträgt keine Düngemittel. Im Alter von 3-4 Jahren ist sie reif für die Ernte. Dann hat sie die zahlreichen Nähr- und Vitalstoffe ausgebildet, für die sie weltweit berühmt ist.

Ihr Hauptwirkstoff ist Acemannan, ein Mucopolysaccharid, das immunstimulierende, antivirale, antibakterielle und antimykotische Eigenschaften besitzt. Neben verschiedenen weiteren Polysacchariden findet man in Aloe vera Kalzium, Natrium, Eisen, Kalium, Chrom, Magnesium, Zink, Mangan und Kupfer. Ebenso enthalten sind die Vitamine A, B1, B2, B3, B6, B12, C, E, Folsäure, Aminosäuren und Enzyme.

Für die umfassende Wirkung dieser besonderen Pflanze ist aber nicht allein die Menge der einzelnen Substanzen relevant; viel wichtiger sind die Effekte, die sich aus der Kombination aller Inhaltsstoffe ergeben.

Aloe für die Schönheit

In der Naturkosmetik ist uns Aloe vera wegen ihrer pflegenden Wirkung schon lange bekannt. Sie soll die Haut verjüngen, verschönern und die Faltenbildung verzögern. Außerdem beruhigt das Blattmark gereizte, strapazierte Haut (z.B. nach der Rasur oder bei Sonnenbrand) und hilft gegen diverse Probleme, z.B. Akne, Ekzeme, Furunkel, Verletzungen und Entzündungen. Nicht zuletzt werden der Aloe wundheilende Eigenschaften nachgesagt.

Von innen heraus gesund

Aloe vera kann noch mehr: Sie hat körperreinigende, immunstimulierende und cholesterinsenkende Eigenschaften. Sie kann bei Allergien, Infektionen und Stoffwechselstörungen helfen und positiv auf den Magen-Darm-Trakt einwirken. Da ihre Inhaltsstoffe nachweislich Bindegewebestrukturen verbessern – also Bandscheiben, Stützgewebe, Sehnen, Knorpel und Bänder – hat Aloe vera auch einen positiven Einfluss auf den Bewegungsapparat (u.a. bei Gelenkbeschwerden).

Aloe vera in der Tierheilkunde

Die Einsatzgebiete im Veterinärbereich sind übertragbar. Die Heilpflanze kann von der Fellpflege bis hin zur Behandlung von z.B. Kotwasser zur Anwendung kommen. Eine gute Wirkung besteht für Beschwerden der Haut, Verdauung und Atmung, bei Problemen im Muskel-Skelett-System und mit den ableitenden Harnwegen.

Vor allem hat sich die Anwendung von Aloe vera bewährt bei:

  • Erkrankungen des Darms
  • Ekzemen
  • Gelenkbeschwerden
  • Allergien

Äußerlich angewendet, lassen sich folgende Effekte beobachten:

  • feuchtigkeitsspendend
  • abschwellend
  • kühlend
  • juckreizstillend
  • wirksam gegen Bakterien, Viren und Pilze
  • fellpflegend (Glanz und Kämmbarkeit)

Praktische Anwendung bei Tieren

Viele der o.g. Beschwerden bei Tieren können durch die einfache Zugabe eines aloinfreien Aloe-vera-Gels als Futterzusatz gelindert werden. Dieses kann nicht nur zur Behandlung bestehender Erkrankungen eingesetzt werden, sondern auch als Lebensmittel zur Vermeidung von Krankheiten mit auf dem Futterplan stehen. Zwar ist Aloe vera kein Allheilmittel, aber eine sinnvolle Nahrungsergänzung, die v.a. im Rahmen einer ganzheitlichen Behandlung angewendet wird. Sie wird deshalb häufig zur Vorbeugung und Nachsorge eingesetzt.

Qualitätscheck

Bei der Auswahl geeigneter Produkte sollte man auf die verarbeitete Pflanzenart achten. Aloe bezeichnet lediglich eine Gattung mit über 500 Arten. Die gesundheitsrelevante Art ist die Echte Aloe (Aloe vera Barbadensis Miller). Außerdem sollte in der Reihenfolge der angegebenen Inhaltsstoffe Aloe vera an erster Stelle stehen. Ich empfehle nur Produkte, die zum allergrößten Teil aus dem Aloe-Rohstoff bestehen (>95%).

Vorsicht!

Es ist darauf zu achten, dass die Produkte aloinfrei sind. Diese Substanz dient der Aloe normalerweise dazu, sich vor Fressfeinden zu schützen. Sie hat einen stark abführenden Effekt und schadet der Gesundheit.

Wenn man mit seinem Pferd im Sport aktiv ist, sollte man wissen, dass die Gabe von Aloevera-Gel dopingrelevant ist.

Aloe bei Tieren: Schon lange ein Thema

Bereits im 18. Jahrhundert wurde „Pferde-Aloe“ erfolgreich gegen verschiedene Beschwerden der Tiere eingesetzt. 1840 berichteten Skevington und Day, beide Hufschmiede, über ihre Erfahrungen mit Aloe vera. Sie behandelten Mauke, Schuppenflechte, allergisch bedingte Hauterkrankungen und schrieben von sehr positiven Erfahrungen bei Problemen im Magen-Darm-System und bei Krankheitsbildern parasitären Ursprungs.

1950 publizierte erstmalig eine veterinärmedizinische Zeitschrift über die antibakterielle Wirkung der Aloe vera. Ein ganzes Forscherteam hatte sich damit beschäftigt. 1975 gelang ein Meilenstein: Der Amerikaner Dr. Robert T. Northway konnte die erste klinische Studie über die rein innerliche Anwendung von Aloe vera abschließen. Er hatte die Wirkung oral verabreichter Aloe vera an Hunden, Katzen und Pferden über einen Zeitraum von 6 Jahren untersucht und entzündungshemmende Effekte bei chronischen und akuten Infektionen festgestellt. In fast allen Fällen wurden gute oder bessere Resultate als mit klassischen Therapien erzielt, und das ohne Neben- und Wechselwirkungen.

Selbst bei einer damals noch unbekannten Krankheit kam Aloe vera erfolgreich zum Einsatz: 1996 behandelte der englische Tierarzt Dr. Peter Green Pferde, die an PVLS (Post Viral Lethargy Syndrome) litten. Dieses wurde als chronischer Erschöpfungszustand beschrieben; die Symptome waren aber nicht eindeutig. Durch die innerliche Anwendung von Aloe vera konnten sowohl Green als auch der Tierarzt David Urch erstaunliche Erfolge bei PVLS verbuchen und in 83% der behandelten Fälle einen Heilungseffekt erzielen. Die Anwendung schulmedizinischer Präparate führte dagegen nur in 40% der Fälle zu einer Symptommilderung. Seine langjährigen Erfahrungen mit Aloe vera in der Tiermedizin und überaus erstaunliche Heilerfolge bei Haus- und Nutztieren hat Urch in Buchform dokumentiert1).

Aus meiner Praxis

Bei meinem eigenen Pferd habe ich sehr lange nach einer nachhaltigen Lösung für ein Kotwasser-Problem gesucht und bin schließlich auf Aloe vera gestoßen. Ich verordnete eine Darmaufbau-Kur mit reinstem Aloe-vera-Gel. Die Wirkung war sehr gut: Innerhalb kürzester Zeit wurde das Kotwasser immer weniger, bis es völlig verschwand.

Da unsere Tiere wie wir Menschen an zivilisatorischen Problemen leiden (z.B. schlechte Ernährung und schädlichen Umweltgiften ausgesetzt), nehmen auch bei ihnen die entsprechenden Erkrankungen, z.B. Hautprobleme, immer mehr zu. Aloe-vera-Gel kommt hier erfolgreich zum Einsatz. Zudem beobachte ich eine ausgesprochen gute Wirkung auf den Stoffwechsel der Muskulatur und setze das Gel auch bei Pferden ein, die sich in der Aufbauphase befinden.

In allen Fällen, die ich damit behandelt habe, konnten die Besitzer berichten, dass ihr Pferd unter der Anwendung leistungsfähiger, stärker und ausdauernder geworden ist.

Fazit

Die Aloe vera ist ein Geschenk der Natur an uns und unsere Tiere. Das Zusammenspiel der zahlreichen Wirkstoffe macht sie so besonders wie kaum eine andere Pflanze der Welt. Sie kann in vielen Bereichen eingesetzt werden.

Sabrina Steinhauser
Pferdephysiotherapeutin mit Schwerpunkten
Dorntherapie und Tierhomöopathie
info@vital-equine.de

Literatur
1) Urch, David: Aloe vera – Nature’s Gift. Aloe vera in Veterinary Practice. Eigenverlag, 1999

Foto: © boonchuay1970 / stock.adobe.com, © pfluegler photo / stock.adobe.com

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