aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 4/2020
Leaky-Gut-Syndrom – Ein bewährtes Konzept aus der Naturheilpraxis
Die grenzenlose Belastung endlich im Griff
Die Inhalte dieses Beitrags sind Ausdruck meiner 20-jährigen Praxiserfahrung als Heilpraktiker mit dem Therapie-Schwerpunkt Leaky-Gut-Syndrom. Dabei sind sämtliche von mir getroffenen Aussagen naturwissenschaftlichempirisch belegbar.
1 Ursache – 1000 Gesichter
Hauptklientel der Heilpraktiker sind Menschen mit chronischen Beschwerden. Die Säure-Krankheiten, wie Magen-Darm-Störungen, erworbene Allergien, wiederkehrende Blasenentzündungen, funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises bis hin zu psychosomatischen Funktionsstörungen, überwiegen bei weitem. In meiner Praxis kommen ergänzend zur Schulmedizin funktionelle internistische Diagnostik und Therapie zum Einsatz. Bei über 90% meiner Patienten mit chronischen Erkrankungen stelle ich eine funktionelle Mikroentzündung der Darmschleimhaut fest: das Leaky-Gut-Syndrom.
Hier hat ein zu saures und oxidiertes Milieu zu lange schadhaften Einfluss auf die Schleimhaut im Darm genommen. Da es sich um ein Syndrom handelt, können verschiedenste Symptome und Symptomkombinationen vorliegen:
- Autoimmunerkrankungen
- Lebensmittelunverträglichkeiten, Allergien
- jahreszeitlich auftretende Allergien (z.B. Heuschnupfen)
- chronische Müdigkeit, Erschöpfung
- Gewichtsprobleme
- Arthritis, Arthrose, Rheuma, Fibromyalgie
- Muskelschmerzen, Muskelschwäche
- häufige Entzündungen, z.B. Blase
- entzündliche Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- wiederkehrende Verdauungsprobleme (Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Reflux, Rülpsen)
- Hautprobleme
- chronische Kopfschmerzen, Migräne, Parkinson, Alzheimer, Multiple Sklerose
Die daraus abzuleitende Therapieoption ist einfach: Behandeln wir als Basis (fast) allen Übels das Leaky-Gut-Syndrom, so hat der Patient (immer m/w/d) die bestmögliche Aussicht auf eine Linderung oder womöglich eine Heilung seiner chronischen Belastung.
Diagnostik
Mikroskopische Dunkelfelduntersuchung
Alles beginnt mit einem Tropfen Kapillarblut aus der Fingerbeere. Zum Einsatz kommt ein Lichtmikroskop mit Dunkelfeldkondensor. Für die Differentialdiagnostik des Leaky-Gut-Syndroms ist das Vorhandensein definierter Phänomene im Kapillarblut des Patienten zwingend.
Sporoide Symprotite sind unverdaute Speisereste im Blut, die eine Immunmodulation provozieren im Sinne einer erworbenen Nahrungsmittelintoleranz. Bei Nichtvorhandensein von Antikörpern im Rahmen einer allergologischen Untersuchung spricht die Schulmedizin von einer „Pseudoallergie“ (Abb. 1).
Candida albicans gehört in den Darm, nicht ins Kapillarblut. Ist die Darmhefe sichtbar, sind über Anamnese Mundsoor und Vaginalpilz auszuschließen. Das klassische Pilzmilieu ist sauer (Protonenüberschuss) und oxidiert (Elektronenmangel), also identisch mit dem Entwicklungsmilieu des Leaky-Gut-Syndroms (Abb. 2).
Säurekristalle sind fast immer bei chronisch kranken Patienten zu finden. Das Ziel der ersten 3 Therapiemonate muss sein, dass der Körper nicht mehr gezwungen ist, überschüssige Säurevalenzen als Kristalle abzulagern, sondern dass diese durch die Reorganisation des Säure-Basen-Haushalts ausgeschieden werden. In der Verlaufskontrolle sind kaum noch Harnsäurekristalle sichtbar (Abb. 3).
Ghost Damit wird in der Dunkelfeldmikroskopie ein rotes Blutkörperchen beschrieben, dessen Umrandung dunkel ist. Dieses Phänomen weist auf eine Oxidation der Zellmembran hin. Man spricht von „oxidativem Stress“. Dieser führt im Körper zur Beeinträchtigung von Zellstrukturen und immunologischen Prozessen (Abb. 4).
Leberinseln finden sich beim unbehandelten Leaky-Gut-Syndrom nahezu immer und bezeichnen definierte Areale mit einer hochverdichteten Anzahl roter Blutkörperchen. Häufig weisen Patienten mit sichtbaren Leberinseln im klassischen Blutlabor keine erhöhten Leberwerte auf. Kurz sei hier erwähnt, dass die Leber ein extrem regenerationsfähiges Organ ist. Erst wenn 40% der Leber nicht mehr funktionsfähig sind, springen die Leberwerte im Labor an. Das bedeutet, dass der Patient bereits deutliche Beschwerden verspüren kann, ohne dass die Leber im Labor als Verursacher erkannt wird. Da beim Leaky-Gut-Syndrom neben unverdauten Speiseresten auch noch deutlich kleinere stuhlpflichtige Substanzen über den durchlässigen Darm ins Blut gelangen, muss die Leber diese immer wieder abfangen und der Ausscheidung zuführen. Ein Teil der Organüberlastung rührt also daher, dass die Leber zu oft Toxine eliminieren muss (Abb. 5).
Erworbene Intoleranzen/Pseudoallergien
Bei nahezu jedem Leaky-Gut-Patienten lassen sich unverdaute Speisereste im Blut finden. Diese führen zur Belastung des Immunsystems, häufig ohne die Bildung entsprechender Antikörper. Vermutlich deshalb haben so viele Leaky-Gut-Patienten eine erworbene funktionelle Nahrungsmittelunverträglichkeit.
Wenn keine Antikörper vorliegen, kann ein entsprechender Laborallergietest keine Hilfe für die Therapie sein. Zum Einsatz kommt ein physikalischer Resonanztest (Kindling-BARTMethodik). Dazu wird eine digitale Ja/NeinHautwiderstandsmessung an einem definierten Akupunkturpunkt oder mit einem Biotensor, der ans Gerät angeschlossen ist, durchgeführt. Im Ergebnis lassen sich Unverträglichkeiten erkennen, die mit dem Patienten besprochen werden.
Über 80% der Leaky-Gut-Patienten in meiner Praxis weisen eine funktionelle Histaminintoleranz auf. Histamin ist ein Entzündungsbotenstoff, der natürlich im Körper vorkommt und auch in unterschiedlichen Konzentrationen in diversen Nahrungsmitteln vorhanden ist. Vermutlich kommt der hohe Prozentsatz an Betroffenen daher, dass das Leaky-Gut-Syndrom eine Mikroentzündung der Dünndarmschleimhaut ist und dass deshalb der Verzehr histaminhaltiger Speisen vom Körper abgelehnt wird. Entzündungsfördernde Substanzen zu essen (Histamin) ergibt keinen Sinn, wenn bereits eine Entzündung im Darm vorliegt: Niemand schüttet Öl ins Feuer, das er löschen möchte!
Natürlich können auch noch andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten auftauchen.
Da Leaky-Gut-Patienten im Dünndarm zu viel Säure und oxidativen Stress aufweisen, sollte dies auch bei der Auswahl der Getränke berücksichtigt werden. Kohlensäurehaltige und andere oxidierte Getränke sind zu reduzieren. Es empfiehlt sich, pro Tag 1-2 Flaschen Heilwasser mit hohem Natriumhydrogencarbonat-Gehalt zu trinken. In meiner Praxis hat sich seit etlichen Jahren die grüne Flasche Fachingen bestens bewährt.
Urin-pH-Tagesprofil nach Dr. Sander
Dieses zeigt die statistische Säure- und Basenflut im Tagesverlauf anhand des pH-Werts mit zwei Peaks um ca. 10 und 14 Uhr sowie einem dazwischen liegenden Abfall gegen 12 Uhr.
Der Patient wird gebeten, einen Tag lang vom Aufstehen bis zum Schlafengehen jeden Urin, den er absetzt, mit handelsüblichem Indikatorpapier zu messen und die Uhrzeit zu erfassen. Die ermittelten pH-Werte werden mit dem Sander-Profil verglichen. Im weiteren Therapieverlauf dient die wiederholte Tagesprofilmessung auch dazu, die passende orale Entsäuerungsmedikation einzustellen.
Stuhluntersuchung
Bestimmt werden folgende Parameter: Bakterien, Pilze, pH-Wert, sIgA/Zonulin. Fast immer gibt es therapierelevante Auffälligkeiten, die zu berücksichtigen sind. Empirisch hat es sich bewährt, zuerst den Säure-Basen-Haushalt zu regulieren, bevor mit Darmbakterien gearbeitet wird. Auch im Ackerbau wird nicht einfach gesät, sondern das Feld wird geprüft und vorbereitet, damit es die Frucht auch tragen kann.
Blutlabor
Es ist sinnvoll, im Blut sowohl den Vitamin-D3-Wert als auch die Diaminoxidase (DAO) zu prüfen. In der Regel ist der Vitamin-D3-Wert nicht im oberen Drittel des Normwertbereichs, wo er hingehört.
DAO baut Histamin im Blut ab und ist selten auffällig. Ist es unterrepräsentiert, kann ein Großteil der Symptome durch die Substituierung mit DAO-Präparaten behandelt werden. Leider wird dieses Enzym in der Schulmedizin selten geprüft. Umso wichtiger ist es, im Rahmen der Leaky-Gut-Diagnostik darauf einzugehen.
Therapie
Wie beschrieben, finden wir meist unverdaute Speisereste im Kapillarblut und können davon ausgehen, dass auch im Mikroskop nicht sichtbare, stuhlpflichtige Substanzen im Blut das Immunsystem des Körpers belasten.
Eine physikalische Allergietherapie, die auf die Entlastung des Immunsystems abzielt, ist solange durchzuführen, bis im Kapillarblut keine unverdauten Speisereste und/oder Candida albicans mehr nachweisbar sind. Die Intoleranztherapie des Leaky-Gut-Syndroms hat eine physikalische und eine biochemische Komponente.
Physikalische Intoleranztherapie
Diese führe ich in meiner Praxis vorzugsweise mit zwei Geräten durch (beide Firma Kindling). Einmal nutze ich ein sich selbst kalibrierendes Bioresonanzgerät, mit dem sich fortlaufend vor und nach einer therapeutischen Sitzung eine vegetative Reaktion auf die Therapie im Sinne eines Biofeedbacks messen, darstellen und besprechen lässt.
Zuerst wird eine Probetherapie durchgeführt. Die Ergebnisgrafik muss zwingend zeigen, dass der Patient vegetativ deutlich positiv auf die physikalische Anwendung reagiert. In seltenen Fällen ist dies nicht so, dann muss der Hauptfokus zunächst auf der biochemischen Therapie liegen. Nach 4 Wochen kann erneut geprüft werden, in aller Regel ist der Patient dann vegetativ deutlich regulationsfreudiger.
Im Sinne einer Qualitätskontrolle wird über die vom Gerät ausgegebene Grafik jede Therapiesitzung beurteilt und bewertet.
Daneben verwende ich ein Protonenresonanzgerät, dessen Parameter auf der Grundlage modernster Lichttechnologie entwickelt wurden. Bewirkt werden spezifische fotochemische Reaktionen. Lokale Immunabwehr, Blut- und Lymphkreislauf sowie Zellstoffwechsel werden beeinflusst und Heilungsprozesse in Gang gesetzt. Im Rahmen der Leaky-Gut-Therapie werden die therapeutischen Frequenzen vorher ausgetesteter homöopathischer Organpräparate sowie, falls eine Histaminunverträglichkeit festgestellt wurde, ebenfalls ein homöopathisches Antihistaminikum vermittelt.
Spirovitaltherapie
Neben der Störung des Säure-Basen-Haushalts findet sich beim Leaky-Gut-Syndrom immer auch oxidativer Stress. Der Körper leidet unter einem Übermaß an freien Radikalen. Empirische Studien haben bewiesen, dass durch die Inhalation aufbereiteter Atemluft nachweislich die freien Radikale in der Blutprobe absinken. In meiner Praxis kommt ein Gerät der Firma Airnergy zum Einsatz. Allein das Atmen bewirkt, dass sich das Entzündungspotenzial im Körper verringert, was wiederum für die Therapie der Mikroentzündung sehr von Vorteil ist.
Rezepttherapie zur Milieuregulation
Diese sollte unbedingt folgende Teilaspekte berücksichtigen:
• Entsäuerung
Nach Möglichkeit sollte diese schnell und unkompliziert funktionieren und z.B. mittels magensaftresistenter Natriumbicarbonat-Tabletten (Bicanorm) in Angriff genommen werden. Die Dosierung wird gewählt in Abhängigkeit von den Urin-pH-Tagesprofilen nach Dr. Sander. Wo notwendig, wird zusätzlich mit Procain-Basen-Infusionen gearbeitet. Die gute Nachricht ist, dass eine Entsäuerung grundsätzlich funktioniert. Man muß sich allerdings der optimalen Dosierung des Natriumbicarbonats annähern. Das kann je nach Stoffwechsellage des Patienten sehr schnell, manchmal aber auch quälend langsam funktionieren. Aber wie gesagt, es funktioniert immer.
• Antioxidative Therapie
Mit Omega-3-Öl (z.B. Norsan), in flüssiger Form oder in Kapseln, wird der oxidative Stress systemisch sowie lokal im Darm behandelt.
• Entlastung der Leber
Mit Heilerde (z.B. IMUTOX, Luvos) sollen im Darm Toxine, v.a. Histamin, gebunden und über den Stuhl ausgeschieden werden. Diese können dann nicht über den durchlässigen Darm ins Blut und müssen nicht immer wieder neu entgiftet werden. So können Leber und Nieren durch den simplen Wegfall von Arbeit regenerieren.
• Vitamin D3/L-Glutamin
Um die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut zu beenden, muss der Vitamin-D3-Spiegel ins obere Drittel des Normwertbereichs gebracht werden. Da die Nährstoffresorption im Dünndarm abläuft und die Erkrankung hier ihre Ursache hat, kann es u.U. zu Aufnahmestörungen kommen. Bei der Substituierung mit Vitamin D3 (z.B. Hevert) hat es sich bewährt, mit täglichen Gaben zu arbeiten. Ist Vitamin D3 im Zielbereich, empfiehlt sich eine tägliche Erhaltungsdosis von 4 000 I.E. bezogen auf 70 kg Körpergewicht (Empfehlung Prof. Dr. Spitz).
Neben Vitamin D3 spielt L-Glutamin eine große Rolle in der Therapie. Es ist als Pulver erhältlich und kann in Wasser oder Joghurt eingerührt werden.
• Darmsanierung
Es kommen Präparate wie Rayovita zum Einsatz. Je nach Stuhlbefund wird auch individuell mit dem Ergebnis der Bakterienbesiedlung des Darmes gearbeitet. Es ist darauf hinzuweisen, dass es in der Praxis gut funktioniert, wenn zuerst der Säure-Basen-Haushalt regeneriert und dann erst der Darm mit Bakterien neu besiedelt wird.
Fazit
Abschließend eine kurze Zusammenfassung für die Praxis:
• Prüfen Sie das Kapillarblut auf Vorhandensein unverdauter Speisereste, Candida albicans, Leber-, Säure- und oxidativen Stress (Dunkelfeldmikroskopie) zur sicheren Diagnose eines Leaky-Gut-Syndroms.
• Entlasten Sie das Immunsystem und die Leber durch die „Wegnahme von Arbeit“, sowohl durch eine differenzierte Diagnostik als auch eine umfassende physikalische und biochemische Therapie.
• Kontrollieren Sie die Effizienz Ihrer Maßnahmen regelmäßig im Mikroskop und am Bioresonanzgerät.
• Lassen Sie Ihre Patienten ausführlich über die Veränderung ihrer Symptome berichten, um weiterführende Maßnahmen individuell anzupassen.
PaedDr. Uwe Uellendahl
Heilpraktiker mit Therapie-Schwerpunkt Leaky-Gut-Syndrom
Foto: © SciePro / adobe.stock.com
zurück zur Übersicht dieser Ausgabe