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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2022

Gesunder Stoffwechsel als Basis für ganzheitliches Wohlbefinden

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Immer wieder hört und liest man, dass ein intakter und regelgerechter Stoffwechsel die Basis unserer Gesundheit und Vitalität darstellt. Um diesen anzuregen oder anzukurbeln, nehmen viele Menschen verschiedene Behandlungsmethoden und Therapeutika für sich in Anspruch. Bei der Bezeichnung „Stoffwechsel“ handelt es sich jedoch um einen recht unklaren Begriff, der oft ohne eindeutige Definition benutzt wird. Was eigentlich unter Stoffwechsel verstanden wird, lässt sich nicht so einfach beantworten, denn die Vielfalt aller Stoffwechselvorgänge im Menschen ist sehr groß (Verdauung, Energiebereitstellung, Fett- und Zuckerverwertung, Leistungs- und Regenerationsstoffwechsel, die spezifischen Geschehen in Organen wie Leber, Niere, Gehirn, Muskulatur, Drüsen). All diese Abläufe sind für unsere Gesundheit bedeutsam und müssen koordiniert vonstattengehen.

Energiebereitstellung

Im Stoffwechselgeschehen des Menschen nimmt die Energiebildung in den Zellen eine zentrale Rolle ein. In allen Zellen wird in speziellen Organellen, den Mitochondrien, die chemische Energieeinheit ATP (Adenosintriphosphat) gebildet. ATP stellt die „Energiewährung“ jeder Zelle dar, mit der sie nahezu alles bewerkstelligt. Ohne ausreichend ATP laufen die Funktionen in den Zellen nur auf Sparflamme, und ihre Leistungsfähigkeit ist dadurch eingeschränkt. Ein ATP-Abfall bis 40% kann vom menschlichen Organismus weitestgehend kompensiert werden. Bei weiterem Absinken verspüren wir rasche Erschöpfung und eine anhaltende Müdigkeit. Defizite in der Energiebildung von 40- 60% führen zusätzlich zu vielfältigen weiteren Störungen und Symptomen. Ein Abfall über 60% hinaus ist mit dem Leben nicht mehr vereinbar.

Die Bedeutung der Energiebildung ist auch deshalb so groß, da alle anderen Stoffwechselvorgänge und auch deren Steuerung von einer ausreichenden Versorgung der Zellen mit ATP abhängig sind.

Rhythmische Steuerung der Stoffwechselvorgänge

Die Abläufe und die zeitliche Feinabstimmung der unterschiedlichen Stoffwechselvorgänge werden durch das Vegetative Nervensystem, die Hormone und Zellbotenstoffe (Zytokine) gesteuert. Der zeitlichen Anpassung der Stoffwechselprozesse kommt dabei eine große Bedeutung zu. Zum Beispiel regt das Vegetative Nervensystem über den Sympathikus-Nerv während des Tages in den Zellen einen abbauenden, verbrauchenden (katabolen) Leistungsstoffwechsel an. In der Nacht wird der Parasympathikus-Nerv aktiv, der einen aufbauenden, regenerativen (anabolen) Stoffwechsel bewirkt. Dieser rhythmische Wechsel zwischen Leistung und Regeneration ist bei chronischer Stressbelastung nicht mehr gewährleistet. Die Regeneration kommt durch die anhaltende Sympathikus-Aktivierung in der Nacht viel zu kurz, was sich auf Dauer krankmachend auswirkt. Eine rhythmische Ordnung wie im Vegetativen Nervensystem zeigt sich ebenfalls in anderen Stoffwechsel-Steuerungssystemen, z.B. bei der Hormon- und Zytokinausschüttung. Aus diesem Grund spielt eine geordnete Rhythmik im Körper eine bedeutsame Rolle für ein gesundes Stoffwechselgeschehen.

Diagnostisch lässt sich die Rhythmik des Vegetativen Nervensystems durch die Herzratenvariabilität oder das Zusammenspiel der Hormonkonzentrationen durch Laboruntersuchungen zu unterschiedlichen Tageszeiten bestimmen.

Verdauung

Die Verstoffwechselung und die Aufnahme der Nahrung in den Körper finden im Magen-Darm-Trakt statt. Alle Nahrungsbestandteile (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße) werden dort in ihre Einzelbausteine (Zucker, Fettsäuren, Aminosäuren) zerlegt. Hierfür werden ausreichend Verdauungsenzyme, aber auch Magensäure und Galle benötigt. Diese werden in den entsprechenden Drüsen aufgebaut und in den Magen-Darm-Trakt sezerniert. Nur zerlegte Nahrungsbestandteile können im Darm resorbiert und ins Blut überführt werden. Die Produktion der Verdauungsenzyme erfolgt in den Drüsenzellen mit Hilfe von Energie, Aminosäuren und Mikronährstoffen. Somit sind auch die Drüsen im Verdauungstrakt und letztlich die gute Verdauung und Resorption auf ausreichend Energie, Substrate und Mikronährstoffe angewiesen.

Des Weiteren spielen eine intakte Darmschleimhaut und die Mikrobiota für die Erhaltung der Gesundheit und das Stoffwechselgeschehen im Körper eine herausragende Rolle. Eine diagnostische Abklärung des Darms durch Mikrobiom- und Stuhluntersuchungen sowie der Ausschluss eines Leaky-Gut-Syndroms ist bei allen Stoffwechselstörungen unerlässlich.

Zuckerverwertung

Zucker wird in erster Linie als Glukose in die Zellen aufgenommen, durch deren Abbau Energie in Form von ATP gewonnen wird. Benötigt die Zelle keine weitere Energie, wird überschüssige Glukose als Glykogen in der Leber und in der Muskulatur gespeichert. Sind diese Speicher gesättigt, wird die Glukose in Neutralfette umgewandelt und im Fettgewebe abgelagert.

Mit Glukose, die nach dem Essen langsam aus Gemüse, Salat und Obst in das Blut einströmt, kommt der Zuckerstoffwechsel gut zurecht. Eine rasch ins Blut gelangende hohe Menge an Glukose aus Süßigkeiten, Softdrinks und Weißmehlprodukten bewirkt jedoch eine Überforderung des Zuckerstoffwechsels. Diese ist nicht nur ungesund, sondern auf Dauer sehr gefährlich.

Eine ständige Überhöhung des Blutzuckers führt zur Verzuckerung von Eiweißstrukturen, die man als AGE‘s bezeichnet. Dies bewirkt einen Funktionsverlust von Enzymen und stille Entzündungen (silent inflammation). Ferner kommt es durch Glukose-Überladungen des Blutes zum Anstieg des Insulinspiegels. Ein nahezu dauerhaft erhöhtes Insulin im Blut birgt vielfältige Nachteile, denn es ist ein Masthormon, hemmt die Fettverbrennung, überführt Glukose in Fett, fördert den Aufbau von Fettgewebe, erhöht den Blutdruck und verstärkt Entzündungen.

Diagnostisch sollte man deshalb, angesichts der heute üblichen Ernährung, immer mal wieder den HbA1c-Wert – eine verzuckerte Hämoglobinvariante – als Langzeitwert für den Zuckerstoffwechsel überprüfen lassen. Dieser Wert gibt eine gute Auskunft über die letzten drei Monate.

Fettverwertung

Fette wurden lange Zeit überwiegend unter dem Aspekt der Energiegewinnung und -speicherung betrachtet. Die
Bedeutung der Fettsäuren und ihre Stoffwechselfunktionen sind für die Gesundheit jedoch von weitaus größerer Bedeutung. Fettsäuren, auch Cholesterin, sind wichtige Ausgangssubstrate für die Synthese von Hormonen, Botenstoffen und Zellwänden.

Omega-6-Fettsäuren (z.B. Arachidonsäure) fördern entzündliche Vorgänge, dagegen bewirken Omega-3-Fettsäuren (z.B. Eicosapentaensäure, EPA) eine Entzündungshemmung. Die erwähnten Fettsäuren sollten in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Die Balance zwischen Omega-6 und Omega-3 ist heute bei den meisten Menschen stark verschoben in Richtung viel zu viel Omega-6. Bei den betroffenen Personen kommt es deshalb rasch zu überschießenden Entzündungen, die nicht mehr gedämpft werden. Weiterhin spielt eine andere Omega-3-Fettsäure, die Docosahexaensäure (DHA), in den Membranen der Nervenzellen im Gehirn eine große Rolle. Eine ausreichende Versorgung mit DHA trägt wesentlich zu einer normalen Hirnfunktion bei.

Bedarfsdeckung von Fettsäuren

Aus evolutionsbiologischen Gründen kann der Mensch seinen Bedarf an Omega-3 nicht durch pflanzliche Öle decken. Er ist bei der Zufuhr dieser Fettsäuren, die früher Vitamin F genannt wurden, auf den Verzehr von Fisch, Meeresfrüchten und Algen angewiesen. Ersatzweise kann man natürlich auf hochwertige Omega-3-Präparate (z.B. von Norsan oder Köhler Pharma) zurückgreifen.

Diagnostisch werden für die Beurteilung des Fettstoffwechsels die Cholesterin-Fraktionen und die Triglyceride im Blut bestimmt. Bei Verdacht auf eine nichtalkoholische Fettleber kann diese über die Fettleber-Index-Formel mit Körpergröße, Gewicht, Taillenumfang, Triglyceride und Gamma-GT abgeklärt werden. Aufgrund der überragenden Bedeutung der marinen Omega-3-Fettsäuren für einen gesunden Fettstoffwechsel sollten ihre Werte und das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 in der Erythrozytenmembran in speziellen Laboren bestimmt werden.

Eiweißverwertung

Das Eiweiß in der Nahrung liefert dem Körper die lebensnotwendigen Aminosäuren. Ein Teil von ihnen ist essenziell, weshalb sie unabdingbar von außen zugeführt werden müssen. Die Aminosäuren werden für den Aufbau von Zellstrukturen, Hormonen, Zellbotenstoffen und Enzymen benötigt. Da dies entscheidende Stoffwechselprozesse sind, sollte auf die Qualität von Fleisch, Fisch und pflanzlichen Proteinquellen geachtet werden. Besonders bei Muskelverlust – z.B. bei Sarkopenie oder bei Infektanfälligkeit – muss immer an einen Mangel an Aminosäuren gedacht werden, der rasch behoben werden sollte.

Diagnostisch ergeben das Gesamteiweiß im Blut und die Bestimmung der einzelnen Aminosäuren im Labor bei speziellen Fragestellungen einen guten Überblick über den Eiweißstoffwechsel.

Enzyme und Zellstoffwechsel

Letztlich werden die aus der Nahrung zugeführten Bausteine in den Zellen chemisch ab-, um- oder zu neuen molekularen Stoffen aufgebaut. In der Zelle werden demnach die „Stoffe“ gewechselt. Schätzungen gehen davon aus, dass in jeder Zelle pro Sekunde etwa 100000 chemische Reaktionen ablaufen. Dazu müssen v.a. ausreichend Energie in Form von ATP, genügend Enzyme sowie die ebenfalls notwendigen Co-Enzyme vorhanden sein.

Enzyme sind Proteine, deren Funktion es ist, chemische Reaktionen einzuleiten, zu aktivieren und zu steuern. Sie können sowohl Substrate spalten, abbauen oder zu neuen Stoffen verbinden. In der Zelle werden Enzyme je nach Bedarf zusammengesetzt. Für deren Bildung benötigen die Zellen ausreichend ATP und eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen.

Enzyme brauchen für den regelgerechten Ablauf ihrer biochemischen Reaktionen zusätzlich Co-Faktoren, die als Co-Enzyme bezeichnet werden. Hier handelt es sich nicht um Proteine, sondern um Mineralien (z.B. Magnesium, Zink), unterschiedliche Spurenelemente, Vitamine (z.B. B12, Folsäure, Vitamin D), sekundäre Pflanzenstoffe etc.

Mikronährstoffmangel als Bremse für gesunde Stoffwechselprozesse

Alle Stoffwechselprozesse benötigen eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen, sowohl zum Aufbau von Enzymen als auch für deren Funktion durch die Bereitstellung von Co-Enzymen. Stoffwechselstörungen in Folge eines Mangels an Mikronährstoffen sind heute recht häufig festzustellen. Die Ursachen für diese Defizite liegen u.a. in der modernen Ernährungsweise, der Masttierhaltung, der pflanzlichen Massenproduktion, in langen Lagerungszeiten, an schlechten Böden, in der Art der Zubereitung, an chronischem Stress und vermehrter Medikamenteneinnahme.

Die Tatsache „Mikronährstoffmangel“ ist beunruhigend, da er Körpervorgänge, wie z.B. den Energie- und Zellstoffwechsel, massiv stört und somit die lebensnotwendigen Abläufe ausbremst. Solche Mangelzustände bergen folglich ein enorm pathologisches Potenzial.

Kurmäßige Zufuhr an Mikronährstoffen

Die bekannten Mikronährstoffe, Selen, Zink, Magnesium, Vitamin D, B-Vitamine, und essenzielle Omega-3-Fettsäuren sollten deshalb immer wieder mal im Blut kontrolliert werden. Festgestellte Defizite gilt es zu beheben.

Im Spektrum der Mikronährstoffe entziehen sich jedoch einige der Labordiagnostik. Aus labortechnischen sowie Kostengründen kann nicht die gesamte Palette der Mikronährstoffe untersucht werden. Deshalb ist eine kurmäßige Zufuhr natürlicher Mikronährstoff-Präparate, z.B. dem Bio-Nährstoffkonzentrat AlenTM aus alten Getreidesorten und Meeresalgen (von Bio Planet) oder den Regulatessenzen (von Dr. Niedermaier Pharma), die durch ein patentiertes und einzigartiges Herstellungsverfahren einer mehrstufigen Fermentation gewonnen werden, sehr sinnvoll, um den Bedarf an Mikronährstoffen breit abzudecken. Da in den Regulaten neben den vielfältigen Mikronährstoffen und den sekundären Pflanzenstoffen noch rechtsdrehende Milchsäure und postvergorene Zellwandkomponenten von Laktobazillen vorhanden sind, wird zusätzlich eine positive Wirkung auf das Mikrobiom, die Darmschleimhaut und die Resorption der Mikronährstoffe bewirkt.

Fazit

Der Stoffwechsel des menschlichen Organismus setzt sich aus vielfältigen Stoffwechselgeschehen zusammen. Eine zentrale Rolle nimmt die Energiebereitstellung in den Mitochondrien ein, da von ihm alle anderen Prozesse abhängig sind. Ein gesunder Stoffwechsel zeichnet sich v.a. durch einen zeitlich geordneten Ablauf der Regelkreise und eine gute Enzymausstattung aus. Wesentliche Basis für alle Stoffwechselgeschehen stellt die Versorgung mit ausreichend Mikronährstoffen dar. Jeder Einzelne kann etwas tun, um seinen Stoffwechsel zu unterstützen und gesund zu halten, indem er auf eine gesunde Ernährungsweise, eine ausreichende und breite Zufuhr von Mikronährstoffen, tägliche körperliche Bewegung, das Vermeiden von Zivilisationsgiften und die Einhaltung der circadianen Rhythmik achtet.

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Dr. med. Bernhard Dickreiter
Facharzt für Innere, Physikalische und Rehabilitative Medizin
sowie Naturheilverfahren, Experte für Klinische Geriatrie und Sozialmedizin,
Autor
bernhard.dickreiter@yahoo.com

Foto: © luengo_ua © Tijana / adobe.stock.com

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