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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2022

Glosse: Der alte, leidige Streit um unseren Beruf

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Alle Jahre wieder steht einer aus dem Groß- raum der Gesundheitspolitik auf und wettert gegen unseren Beruf. Neues Dorf, neue Sau. Die Tatsache, dass es bessere Informationen gibt, die belegen, dass die Argumente aus den Fingern gesogen sind, spielt keine Rolle, Hauptsache gegen die Heilpraktiker sein. Das könnte nun merkwürdig anmuten, wenn wir nicht ahnten, dass es nicht um die Sache geht.

Die Sicherheit unserer Patienten?

Fragen Sie doch mal die Berufshaftpflichtversicherer, warum die Beiträge in den letzten 10 Jahren gesunken sind: Doch nicht, weil die Versicherungsgesellschaften uns lieb haben, sondern weil es kaum Versicherungsfälle gibt. Man kann schließlich Versicherungswirtschaft studieren und verfügt über Excel-Tabellen. Das kriegen die schon raus, wenn plötzlich aus unseren Reihen lauter Kunstfehler auftreten.

EbM, die Evidenzbasierte Medizin?

Natürlich halten auch wir uns an die Evidenz: Wenn eine Therapiemaßnahme nicht funktioniert, dann lassen doch auch wir sie sein. Und auch das Kürzel EbM verspricht mehr, als es hält. Evidenz bedeutet in diesem Zusammenhang lediglich: Offensichtlichkeit (die keines Beweises bedarf). Ich sehe ein, dass der Beweis einer Wirksamkeit an einem so hochkomplexen System wie dem Menschen im Grunde nicht zu erbringen ist. Nur dann sollen sie doch bitte nicht so tun, als sei uns die Schulmedizin um Meilen voraus. Oft genug wissen sie es ja auch nicht…

Spinnen-, Schlangen- und Krötengifte?

Ja du meine Güte, die sind doch giftig! Danke für den Hinweis. Nur: Wie soll ich nun mit den Patienten mit Hirntumoren, Multipler Sklerose und Autoimmunerkrankungen, z.B. der Sklerodermie, verfahren, denen es nach dieser Therapie wesentlich besser geht? Zurückrufen? Ihnen sagen, dass der Münsteraner Kreis mit seiner Erklärung von 2017 das nicht gelten lassen will, „Sie müssen Ihre Symptome leider wieder zurücknehmen“? Es liegen Röntgen- und Laborbefunde der Universitätsklinik in Gießen vor, die das Gegenteil belegen. „Ja, aber…“ – „Danke. So funktioniert Kommunikation nicht.“

Die Nicht-Nachweisbarkeit der Akupunktur-Meridiane?

Die Akupunktur wird seit 2500 Jahren praktiziert, inzwischen weltweit, und nun hat eine Krankenversicherung nachgewiesen, dass es die Meridiane gar nicht gibt? Da wird sich Qin-Chi, der Gelbe Kaiser, aber umsehen. Nicht nachweisbar, ja was machen wir denn da mit all denen, bei denen die Akupunktur geholfen hat! Krank schreiben? Nachträglich? Machen Sie sich doch nicht lächerlich, Herr Bundesgesundheitsminister. Fragen Sie ruhig mal einen Professor für Biologie, was bios, was Leben eigentlich ist. Sie werden überrascht sein, dass die Antwort lautet: Das wissen wir auch nicht. Wir erkennen die Zeichen, wissen sie aber nicht zu erklären. Und hierbei handelt es sich um eine Naturwissenschaft. Und die wissen es nicht? Vielleicht weiß es ja die Krankenkasse? Auch nicht? Tja, da sind wir wohl mit unserem Latein am Ende.

Um was also geht es?

Die Antwort ist so einfach wie bitter: Es geht ums Geld, was denn auch sonst. Ich kenne keinen Kollegen hier aus dem Bodenseekreis, der sich mit seiner Berufsausübung einen Maserati erarbeitet hat. Oder der die benachbarten Ärzte in den Ruin getrieben hätte. Legendär ist eine Art Beispielprozess, den ein Patient mit seiner Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) geführt hat, ich vermute, mit deren Einverständnis. Der Orthopäde wollte wegen Diskusprolaps eine Bandscheiben-OP durchführen lassen, Kostennote: 70000 Euro. Ein Heilpraktiker kam dem mit einer Rekonvaleszenz durch Akupunktur zuvor, Kosten: 700 Euro. Die GKV durfte wegen der Gesetzeslage (SGB-5) nicht zahlen. Sie muss sich gedacht haben: „Könnten Sie uns bitte verklagen?“ Die müssen ja auch wirtschaften. Die Versicherung durfte nicht zahlen, SGB-5, und die Erklärung in der Kostenübernahme: Ausnahmsweise übernehmen wir, es leitet sich kein Anspruch daraus ab. Sie müssen das schreiben, SGB-5.

Weiterhin gehts es um Macht: Bestimmungsgewalt. Wenn man mir Macht hinhält, muss ich mich fragen:

1. Macht worüber?

2. Will ich die Macht?

Die zweite Frage ist einfacher zu beantworten: Ja. Diese Macht will jemand, nur: Wozu? Also zur ersten Frage: Macht über die Gesundheit der Menschen? Was soll ich damit anfangen? Wenn ich diese Frage im Rahmen dieser Kolumne beantworten sollte, wäre sie zu Ende und die Seite kleinstbedruckt voll. Beispielhaft sei nur ein Begriff in die Runde geworfen: Normwerte! Es geht wohl eher um die Macht über die Köpfe, die sagt: Was gesund ist, bestimmen wir. Einfach nur wohlfühlen? Das kann’s ja nicht sein. Wer Macht über die Gesundheit von Menschen in der Hand hat, kann bestimmen, ob es ihnen gut geht oder nicht. Ob sie Angst haben oder nicht. Ob sie ihr Leben einfach leben oder nicht.

Auf gute Zusammenarbeit!

Thomas Schnura
Psychologe M.A., Heilpraktiker und Dozent an den Paracelsus Schulen

Thschnura@aol.com

Foto: © rangizzz / adobe.stock.com

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