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aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 1/2022

Tipps für Praxisinhaber – Teil 2

Cover

Was macht die Corona-Pandemie mit uns Praxisinhabern?

Konstruktiver Umgang mit finanziellen und psychologischen Herausforderungen

In Teil 1 dieses Artikels im Paracelsus Magazin 06.21 hat Ihnen Sonja Kohn Wege vorgestellt, wie Sie Ihre Liquiditätsschwierigkeiten analysieren und überwinden können. Dies setzt in aller Regel voraus, dass Sie nicht nur ihren analytischen Verstand einsetzen, sondern sich auch aus der „Problemhypnose“, bestehend aus gefühlter Verzweiflung und Ausweglosigkeit, lösen und die Suche nach „Schuldigen“ beenden.

Dafür ist es oft hilfreich, sich die psychologischen Muster anzuschauen, nach denen solche emotionalen Krisen verlaufen, so wie sie z.B. Johann Cullberg und Verena Kast beschrieben haben. In der Regel sind das vier Phasen:

Die Schockphase ist gekennzeichnet durch Lähmung und Nicht-Wahrhaben-Wollen.

In der Reaktionsphase gelingt die erste Konfrontation mit der Realität, oft begleitet von chaotischen Emotionen und Ängsten.

Die Bearbeitungsphase erlaubt die Anerkennung der aktuellen Situation, was wiederum die Basis für die Suche nach Lösungen darstellt.

In der Neuorientierungsphase erfahren wir uns und unsere Möglichkeiten, die Lebensumwelt und unsere Mitmenschen neu und anders als bislang.

Hilfreiche Fragestellungen

Aus meiner Erfahrung in Praxisgründungs-Seminaren und der Supervision von Praxisinhabern sind folgende Fragen meist weiterführend. Methodisch empfehle ich Ihnen, Ihre Antwortideen schriftlich zu notieren. Das kann auch ruhig ein Prozess sein, der sich über ein paar Tage hinzieht, sodass Sie neue Einfälle immer wieder ergänzen können.

  • Wo stehe ich aktuell auf meinem beruflichen und persönlichen Weg?
  • Wo bin ich steckengeblieben, und was hat dazu geführt?
  • Was hat mir in früheren Krisen weitergeholfen?
  • Auf welche Ressourcen habe ich bei meinem Praxisaufbau oder in meinem früheren Beruf zurückgegriffen?
  • Welche Klienten halten mir die Treue und empfehlen mich weiter?
  • Welchen Interessenten kann ich welche Ängste/Bedenken nehmen?
  • Welche Zielgruppen kann ich mit welchen Angeboten neu ansprechen?
  • Was habe ich außer meinem Standard-Repertoire noch zu bieten?
  • Mit wem kann ich in welcher Weise kooperieren?
  • Wo ist meine spezifische Marktlücke?
  • Was sind meine persönlichen Stärken, welche reflektierten Lebenserfahrungen gibt es?
  • Welche anderen Wege (Telefon-/Video-/ E-Mail-Beratung) kann ich beschreiten?

Hilfreiche Techniken

Natürlich gibt es viele nützliche Ansätze zur Meisterung psychologischer Herausforderungen. Je nach Typ und bisherigen Erfahrungen kann der Eine oder die Andere auf Verschiedenes zurückgreifen. Ob das jetzt eher Autogenes Training, Meditation und Selbsthypnose ist oder Coaching/ Supervision mit einem konkreten Gegenüber, können Sie für sich selbst herausfinden.

Sehr einfach und überall anwendbar sind Techniken der Klopfakupressur, deren „Vater“ der amerikanische Psychologe Dr. Roger J. Callahan ist. Dieser griff in den 1980er-Jahren Elemente der Kinesiologie auf und entwickelte die „Thought Field Therapy“. Ihr Grundgedanke ist (analog zur Kognitiven): Es sind v.a. Irritationen und Blockaden in unserem Denken, die sich in unserem Mentalfeld befinden und letzten Endes unerwünschte Gefühle und selbstschädigendes Verhalten erzeugen. Weil sich dieser Ansatz in der Praxis so sehr bewährte, wurde er von vielen weiteren Forschern und Therapeuten der Verhaltenstherapie aufgegriffen, z.B. dem Callahan-Schüler und ehemaligen Flugzeugingenieur Gary Craig, dem Begründer der Selbsthilfemethode EFT (Emotional Freedom Technique).

Mental Relieving Training (MRT) ist eine leicht durchzuführende Technik zum Abbau von emotionalem und mentalem Stress, die ich – basierend auf den positiven Erfahrungen mit der „Psychosomatischen Kinesiologie®“ – vor 12 Jahren gemeinsam mit meiner Frau Melanie Weishaupt entwickelt habe.

Eine bewährte Routine der Klopfakupressur führt zuverlässig zum Stressabbau und zur emotionalen Befreiung einschließlich Auflösung von Mechanismen der „Eigensabotage“ in folgenden Schritten:

1. Werden Sie sich bewusst, was Ihnen gerade Stress macht. Ist es ein Ärger, eine Angst, ein Kummer, eine bestimmte Person oder Situation? Ein innerer Zwiespalt oder ein Entscheidungskonflikt?

2. Schätzen Sie den Grad der Belastung auf einer Skala zwischen 1 und 10 ein (1 = minimal, 10 = maximal).

3. Formulieren Sie nun einen Lösungssatz nach folgendem Satzbauschema, das eine mögliche vorhandene Eigensabotage auf jeden Fall einschließt – genauso wie eine neue Perspektive:

„Auch wenn ich …X… habe und noch behalten will, liebe und akzeptiere ich mich voll und ganz und entscheide mich jetzt, …X… vollständig loszulassen und stattdessen …Y… zu haben/zu tun/zu empfinden.“

4. Klopfen Sie dann mit den Kuppen von Zeige-, Mittel- und Ringfinger beider Hände sanft und rhythmisch die in der Abbildung dargestellten Meridianstrecken, und sprechen Sie dabei gleichzeitig den Lösungssatz.

5. Schätzen Sie den Grad der Belastung erneut auf der Skala zwischen 1 und 10 ein. Ist die Intensität geringer geworden? Prima! Falls noch nicht, starten Sie eine zweite Runde!

6. Hat sich das Gefühl in der Art verändert? Spüren Sie jetzt z.B. Ärger statt Angst? Dann führen Sie einen zweiten Durchgang mit einem neuen Lösungssatz bezogen auf das neue Gefühl bzw. das, was jetzt noch Stress bereitet, durch. Können Sie jetzt eine klare Entscheidung treffen?

Praktische Beispiele

„Auch wenn ich Angst vor dem Verlust meiner Praxis habe und sogar noch behalten will, liebe und akzeptiere ich mich voll und ganz, und entscheide mich jetzt, diese Angst und Wut vollständig loszulassen, und wieder darauf zu vertrauen, dass ich mit meiner Arbeit eine gute Zukunft habe.“

„Auch wenn ich dieser Methode noch nicht vertrauen kann und mir die realen Schwierigkeiten unüberwindbar erscheinen, liebe und akzeptiere ich mich voll und ganz, und entscheide mich jetzt, diese Zweifel und Verzweiflung vollständig hinter mir zu lassen und stattdessen darauf zu vertrauen, dass meine Angebote von ausreichend Menschen gefunden und in Anspruch genommen werden.“

Fazit

Wir hoffen, dass Ihnen diese Technik immer wieder hilft, aktuellen Problemstress zu lösen. Darüber hinaus möchten wir Ihnen ans Herz legen, die hilfreichen Fragen aus Teil 1 und Teil 2 dieses Artikels immer wieder einmal für sich durchzugehen, ehrlich zu beantworten, und dadurch in die Lage zu kommen, Planungs- und Umorientierungsentscheidungen so zu treffen, dass sie Ihrem Praxiserfolg dienen.

DVD-Tipp
Melanie und Werner Weishaupt
Mental Relieving Therapy und Kinesiologie
Load Medical

Dr. paed. Werner Weishaupt
Heilpraktiker für Psychotherapie, Dozent für Kinesiologie und Psychotherapie, Präsident des VFP e.V., Autor
dr.weishaupt@vfp.de

Fotos: © Romolo Tavani / adobe.stock.com, © Olga Begak Art / adobe.stock.com

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