Übersicht dieser Ausgabe    Alle Paracelsus Magazine

aus dem Paracelsus Magazin: Ausgabe 01/2024

Fallstudie aus der naturheilkundlichen Praxis

Cover

Chinesische Medizin bei Allergischer Rhinitis

Patient

Der 42-jährige Patient klagt über starken Heuschnupfen. Er kommt während der Akutphase in meine Praxis und erklärt, dass er seine Beschwerden erst als Erwachsener entwickelt habe. Die anfänglich eher mäßigen Beeinträchtigungen durch Niesreiz und tränende Augen hätten sich im Laufe der letzten Jahre verschlimmert, sodass seine Lebensqualität inzwischen massiv beeinträchtigt sei.

Anamnese

Der Patient ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und von Beruf Ingenieur. Als Ausgleich zur sitzenden Tätigkeit in der Firma betreibt er Laufsport; er bedauert, dass seine Laufaktivität durch den Heuschnupfen deutlich eingeschränkt wird. Ansonsten ist er schlank und hat keine weiteren körperlichen Beschwerden.

Seit sechs Jahren leidet er an einer Allergischen Rhinitis, die sich durch Fließschnupfen, geschwollene Schleimhäute im Nasenbereich, Juckreiz in Augen und Nase sowie starken Niesreiz charakterisiert. Davor waren die allergischen Beeinträchtigungen hin und wieder auffällig. Seit zwei Jahren zeigen sich die Symptome verstärkt, der Juckreiz ist jetzt auch im Rachenraum bemerkbar. Die Beschwerden treten saisonal auf (Anfang Februar bis April) und werden bedingt durch den Pollenflug von Birke, Haselnuss und Erle. Weitere allergische Auslöser sind nicht bekannt.

In geschlossenen Räumen und nachts treten keine Beschwerden auf. Im Freien klagt er über besonders starke Symptome, v.a. bei Wind und warmem Wetter, weniger stark bei Regenphasen und den Tagen danach. Der Patient reagiert empfindlich auf Zugluft und nimmt im Akutstadium ein Antiallergikum als Nasenspray. In dieser Phase können leicht erhöhte Temperatur und Kopfschmerzen auftreten.

TCM-Diagnostik

Aufgrund eines geschwächten Abwehr-Qi (Wei-Qi) belasten die eingedrungenen pathogenen Faktoren Wind und Hitze die Lungenfunktion. Hinzu kommt eine Qi-Schwäche in Milz und Niere. Der Puls ist oberflächlich und schnell. Die Zunge zeigt sich rötlich mit gelblichem Belag. Nase, Atemwege und Haut gehören zum Funktionskreis der Lunge.

Therapie

Um die Lungen-Energie zu stärken, zu verteilen und die Atemwege zu öffnen, werden als Maßnahmen Gua Sha und Akupunktur angewendet. Gua Sha, eine chinesische Schabetechnik, erfolgt in der akuten Phase an Nacken, Schultern und oberem Rücken. Handflächengroße Areale werden dabei so lange geschabt, bis sich eine starke Rötung und Petechienbildung zeigt. Bei der ersten Behandlung kommt es zu einer schnellen und starken Hautreaktion, v.a. im oberen Drittel des Rückens. Nach zwei weiteren Anwendungen, die innerhalb von vier Tagen erfolgen, klingen die Hautreaktionen allmählich ab. Nach weiteren drei Behandlungen im Wochenabstand reagiert die Haut auf Gua Sha nur noch mit einer guten Durchblutung.

In der Akutphase werden im Anschluss an die Gua-Sha-Behandlung Akupunkturpunkte ausgewählt, die bei der Ausleitung und Eliminierung eingedrungener pathogener Faktoren helfen. Anwendung finden u.a. Di 4, Di 11, Gb 20, Lu 7 und Bl 2. Gegen Ende der Zusammenarbeit stehen Punkte im Vordergrund, die der Stärkung von Lunge und Abwehr-Qi dienen, u.a. Lu 9, Ni 3, Bl 13 und Bl 23.

Verlauf

Bereits nach der ersten Behandlung ist eine deutliche Erleichterung der Beschwerden festzustellen. Der starke Niesreiz hat nachgelassen und der Fließschnupfen ist geringer geworden.

Der Patient braucht kein Antiallergikum mehr. Nach weiteren drei Behandlungen ist die Nasenschleimhaut nicht mehr gereizt. Außerdem berichtet der Patient, dass Juckreiz und Fließschnupfen verschwunden seien. In der Folge verringern sich die Restsymptome zunehmend. Nase und Augen reagieren bei Pollenflug, sind aber nicht mehr so einschränkt wie zu Beginn der Therapie. Schließlich nimmt der Patient das Lauftraining wieder auf und kann sein Pensum auch bei akutem Pollenflug durchführen. Es sind dann zwar leichte Irritationen vorhanden, die aber keine Beeinträchtigung mehr für ihn darstellen.

Ausblick

Die positive Erfahrung, die Gua Sha beim Patienten hinterlässt, führt dazu, dass die Behandlungen nun regelmäßig im Herbst und vor Beginn der saisonalen Pollenverbreitung durchgeführt werden. Mit Beginn der periodisch wiederkehrenden Zusammenarbeit hat sich auch das Gesamtwohlbefinden des Patienten deutlich verbessert.

Fazit

Gua Sha ist eine sehr einfache und wirksame Methode, um Schmerzen oder Stauungen im Gewebe aufzulösen. So kann eine bessere Zirkulation und somit eine Aufhebung störender Stagnationen von Qi oder Blut herbeigeführt werden. Durch Druck- und Zugkräfte, die beim Schaben entstehen, wird die Haut stimuliert, das Gewebe erwärmt und besser durchblutet.

Herbert Regenfelder
Heilpraktiker mit Schwerpunkt Traditionelle Chinesische Medizin, Dozent an den Paracelsus Gesundheitsakademien
qizen@posteo.de

zurück zur Übersicht dieser Ausgabe
Paracelsus SchulenWir beraten Sie gerne
Hier geht's zur Paracelsus Schule Ihrer Wahl.
Menü