Eine trinitarische Theodizee
Die Sinnfrage entzündet sich meist an der
Erfahrung von Leid – ob Krankheit, Ungerechtigkeit oder Verzweiflung. Das Buch „Der gekreuzigte Sinn“ geht dieser
Frage in 12 spannenden Kapiteln nach, und zwar aus theologischer Sicht. Der Untertitel „Eine trinitarische Theodizee“
lässt das Programm erkennen: Trinitarisch bezieht sich auf den dreifaltigen Gott des christlichen Glaubens, wobei
Vater, Sohn und Heiliger Geist der Reihe nach beleuchtet werden, was die Rede von ihnen zur Klärung der Sinnfrage
beizutragen hat. Theodizee ist ein vom Philosophen Leibniz geprägter Kunstbegriff, der das Problem der Gerechtigkeit
Gottes angesichts einer leidvoll-ungerechten Welt bezeichnet. Es ist dies eine Grundfrage eigentlich aller
Religiosität, sofern sie mit ernsthaftem Gottesglauben einhergeht. Theologisch ist zwar – so zeigt Thiede auf – die
Schulmeinung sehr verbreitet, dass es auf das Theodizee-Problem innerweltlich keine Antwort geben könne und die
Glaubenden erst am Weltende erfahren würden, warum Gott so viel Leid zugelassen hat. Demgegenüber erklärt Thiede als
Dogmatiker, dass in dieser Kernfrage kein blinder Glaube erforderlich sei, sondern erkennendes Verstehen insofern
ermöglicht werde, als das Evangelium Gott und Leid im zentralen Symbol des Kreuzes aufs Engste zu verbinden wisse.
Hieraus lasse sich die Liebe Gottes in ihrer Tiefe erschließen. Wer sich auf die tiefgehenden Überlegungen dieses
Buches einlässt, wird viel Gewinn aus ihm ziehen können. Rezension von Erika Pütz.
Werner Thiede, Gütersloher Verlagshaus, 2007, ISBN 978-3579080123