Morgenröte einer technokratischen Ersatzreligion
Die digitale Transformation wird – das haben die
Wahlprogramme 2021 verdeutlicht – in der neuen Legislaturperiode weiter Fahrt aufnehmen. Man freut sich über die
Chancen der Digitalisierung, aber es war im Bundestagswahlkampf bezeichnend, dass von ihren Risiken kaum die Rede war.
Was macht die Technisierung auf Dauer mit unserer bürgerlichen und mentalen Freiheit? Entspricht dem technischen
Fortschritt eine zunehmende Bequemlichkeits- und Sicherheitskultur, die gewohntes Freiheits- und Demokratiebewusstsein
immer mehr einlullt oder erodieren lässt? Der Theologieprofessor Dr. Werner Thiede beschreibt in seinem Buch vier
Freiheitsfallen der florierenden digitalen Revolution: eine politische, eine ökologische, eine lebenspraktische und
eine spirituelle. Von daher setzt er am Ende allen realutopischen Verheißungen der digitalen Revolution die
„Urhoffnung auf das Um-greifende, das mitnichten irrationale Setzen auf einen letzten Sinn, auf das letzte Ziel aller
Dinge“ entgegen und schlussfolgert: „Uns auf dieses lebendige, lebenspendende Letzte immer wieder neu zu besinnen,
hinzuhören auf entsprechende Botschaft und lebendige Verheißung, ihr in uns eine Chance zum Aufleben geben – das ist
das Aller-wichtigste, was zu tun bleibt.“ Allein schon, ja, ganz besonders zur Erweiterung und Ergänzung des eigenen
Diskussionshorizonts lohnt sich die Lektüre dieses informationsreichen Buches. Rezension von Dr. Michael Pfotenhauer.
Werner Thiede, LIT Verlag, 2., aktualisierte Auflage 2014, ISBN 978-3643124012